St.-Johannis-Kirche zu Zeetze

Der romanische Feldstein-Backsteinbau stammt aus dem 12. Jhd. Auf dem Turm befindet sich ein quergestelltes, auf Knaggen ruhendes Walmdach, darunter gibt es einen nur von innen erreichbaren Raum, der vermutlich der Bevölkerung in Notzeiten als Zuflucht diente. Bei einer vor einigen Jahren vorgenommenen dendrochronologischen Untersuchung wurde festgestellt, dass die ältesten verbauten Holzbalken des Turmes ins 14. Jahrhundert zurückreichen. Der Innenraum wird von einer im Stil der Renaissance mit Pflanzenornamenten bemalten Holzdecke überspannt. Auf dem Steinaltar befindet sich eine Platte mit Weihekreuzen, die vermutlich aus dem 12. Jahrhundert stammen. Der spätgotische Schnitzaltar darüber entstand wohl Anfang der 16. Jahrhunderts. In seiner Mitte ist die Kreuzigung mit Maria und Johannes zu sehen; in den Seitenflügel sind jeweils vier Apostel dargestellt. Zu den Altargeräten gehören zweiMessingleuchter, die die Inschrift des Stifters tragen (,,Hans Moller van Setz“) sowie ein Abendmahlskelch mit der Inschrift ,,Johan Möller aus Püggenhadt diesen Kelch in die Zeit´scheKirge verehret,  Ao 1699“.

Der barocke Taufengel mit dem ernsten Gesichtsausdruck stammt vermutlich aus dem 17. Jahrhundert. In dieser Zeit – der des Pietismus – waren die Taufengel zwischen Ostpreußen und den Niederlanden eine Art Modeerscheinung. Sie wurden in ländlichen Kirchen angebracht, aber nur in denjenigen, deren Patronatsherren sich ausdrücklich zum Pietismus bekannten. Um das 19. Jahrhundert kamen die Engel dann wieder aus der Mode, und das Hannoversche Landeskirchenamt überließ es den Pastoren, ob die Engel weiterhin genutzt wurden. Da es in der Bibel keine Taufengel gibt, waren sie immer umstritten.

Der Zeetzer Taufengel wurde bis 1955 genutzt; dann wurde er im Rahmen einer Renovierung, bei der der gesamte Innenraum stark verändert wurde, von seinem Platz in der Mitte vor dem Altar an die Seite gehängt. Dort hing er bis zum Herbst 2010. Dann bekamen die schon seit längerem im Raum stehenden Überlegungen, den Taufengel wieder für Taufen zu nutzen, neuen Antrieb: Zwei Familien aus der Kirchengemeinde wollten ihre Kinder mit dem Engel taufen lassen. Dieser kehrte also an seinen angestammten Platz zurück, und der Mechanismus, mit dem der Taufengel nach oben und unten bewegt werden kann, wurde von einer hiesigen Tischlerei wieder instand gesetzt.

 

Fotos und Texte mit freundlicher Genehmigung entnommen aus „Kirchen und Kapellen“ von Ernst-Günther Behn, Köhring-Verlag.